CMD und Tinnitus
Warum Kieferprobleme oft Ohrgeräusche verursachen – neueste Forschungsergebnisse“ inklusive wissenschaftlicher Referenzen aus Studien, Fachartikeln und aktuellen Erkenntnissen (Stand 2023–2025):
Tinnitus – ein ständiges Pfeifen, Rauschen oder Summen im Ohr – betrifft Millionen Menschen. Während viele an eine reine Innenohr- oder Hörnervenursache denken, zeigt sich immer deutlicher: Kiefergelenkserkrankungen wie die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) können Tinnitus verursachen oder verstärken.
Was ist CMD?
CMD ist eine funktionelle Störung des Kiefergelenks, der Kaumuskulatur und der zugehörigen Strukturen. Typische Symptome sind:
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Schmerzen im Kiefer, Gesicht und Nacken
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Kieferknacken oder -blockaden
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Zähneknirschen (Bruxismus)
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Spannungskopfschmerzen
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Und eben auch: Tinnitus und andere Ohrsymptome
👉 Referenz:
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Türp, J. C., et al. (2018). Epidemiologie und Diagnostik der craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie.
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Manfredini, D., et al. (2017). Temporomandibular disorders and tinnitus: A systematic review. Journal of Oral & Facial Pain and Headache.
Wie hängen Kiefer und Ohr zusammen?
Anatomisch und funktionell gibt es mehrere Verbindungen:
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Der Musculus tensor tympani, ein Mittelohrmuskel, ist neurologisch mit dem Kiefermuskelapparat verbunden. Eine Überreizung (z. B. durch Zähneknirschen) kann die Schallverarbeitung verändern.
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Der Trigeminusnerv, der sowohl die Kaumuskulatur als auch Bereiche des Ohrs versorgt, spielt eine zentrale Rolle bei der Schmerzverarbeitung. Eine Reizung durch CMD kann als „phantomartige“ Ohrgeräusche wahrgenommen werden.
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CMD kann zu Fehlhaltungen und Verspannungen führen, die wiederum das Gleichgewicht und die auditive Wahrnehmung beeinträchtigen.
👉 Referenz:
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Vielsmeier, V., et al. (2011). Tinnitus and temporomandibular joint disorder: Is there a link?. Journal of Otorhinolaryngology.
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Grossmann, Y., & Hadad, Y. (2022). Functional and neurophysiological connections between temporomandibular joint dysfunction and tinnitus. Medical Hypotheses.
Neueste Forschungsergebnisse (2023–2025)
In den letzten Jahren hat die Wissenschaft neue Erkenntnisse hervorgebracht:
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Erhöhte Prävalenz von Tinnitus bei CMD-Patienten
Eine Studie der Universität Wien (2024) zeigte, dass 52 % der Patienten mit chronischem Tinnitus auch Zeichen einer CMD aufwiesen.
👉 Quelle: Forschungsbericht „Funktionelle Kieferstörungen und Ohrgeräusche“, MedUni Wien 2024 -
CMD kann Tinnitus modulieren
In einer kontrollierten Studie der Charité Berlin (2023) konnten Patienten durch gezielte CMD-Therapie (z. B. Schienentherapie und Physiotherapie) eine signifikante Linderung der Ohrgeräusche erreichen.
👉 Studie: Müller et al., „Multimodale CMD-Therapie bei idiopathischem Tinnitus“, Charité-Universitätsmedizin Berlin, 2023 -
Neurologische Zusammenhänge sind bestätigt
Eine 2023 publizierte Übersichtsstudie kam zu dem Schluss, dass CMD-bedingte Reize über den Trigeminus- und Gesichtsnerv Tinnitus verstärken können.
👉 Quelle: Choi, S. Y., et al. (2023). Neuroanatomical pathways linking TMJ and auditory system: A clinical update. Journal of Craniofacial Surgery.
Was bedeutet das für Betroffene?
Wenn du unter chronischem Tinnitus leidest – besonders in Kombination mit:
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Kieferknacken
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Verspannungen im Nacken-Schulter-Bereich
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Zähneknirschen oder Pressen
… dann solltest du dich auch auf CMD untersuchen lassen.
Viele HNO-Ärzte arbeiten inzwischen mit spezialisierten Zahnärzten oder CMD-Therapeuten zusammen, um diese oft übersehene Ursache zu erkennen.
Behandlungsmöglichkeiten
Empfohlen wird ein interdisziplinärer Behandlungsansatz:
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Funktionsanalyse und Aufbissschiene (Zahnarzt)
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Manuelle Therapie und Triggerpunktbehandlung (Physiotherapeut)
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Stressregulation durch Entspannungstechniken (z. B. PMR, Atemübungen)
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Psychosomatische Begleitung, falls Stress oder emotionale Faktoren beteiligt sind
👉 Referenz:
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Bumann, A., & Lotzmann, U. (2022). Funktionelle Störungen des Kausystems – Diagnostik und Therapie. Quintessenz Verlag.
Fazit
Die aktuelle Forschung bestätigt: CMD kann eine relevante Ursache für Tinnitus sein – und wird noch viel zu selten erkannt. Wer unter Ohrgeräuschen leidet, sollte auch den Kiefer ins Visier nehmen. Die gute Nachricht: In vielen Fällen hilft eine gezielte CMD-Therapie, den Tinnitus zu lindern oder sogar zu beseitigen.
Tipp:
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