Warum plötzlich alle Zahnärzte CMD behandeln – Trend, Marketing oder echte Kompetenz?

In den letzten Jahren hat die CMD-Diagnostik und -Therapie einen regelrechten Boom erlebt. Immer mehr Zahnarztpraxen werben mit Schlagwörtern wie „CMD-Behandlung“, „Kiefergelenktherapie“ oder „ganzheitliche Funktionsanalyse“ – ein Angebot, das vor einigen Jahren nur spezialisierte Zentren oder erfahrene Funktionsdiagnostiker führten. Doch was steckt hinter diesem Trend? Und was bedeutet das für Patienten?


CMD im Trend – Warum jetzt plötzlich alle mitmachen

Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist in der Öffentlichkeit präsenter denn je. Beschwerden wie:

  • Kiefergelenkknacken
  • Kieferschmerzen
  • Migräne und Spannungskopfschmerzen
  • Nackenverspannungen
  • Tinnitus oder Schwindel

… werden heute zunehmend mit einer Fehlfunktion im Kiefergelenk in Verbindung gebracht. Die Nachfrage nach CMD-Behandlungen steigt – und damit auch das Angebot.

Für Zahnärzte ist das attraktiv:

  • Neue Patientenzielgruppen (z. B. Schmerzpatienten, HNO-Überweiser)
  • Möglichkeit zur Abrechnung von Zusatzleistungen (z. B. Funktionsanalyse, Aufbissschiene, Nachsorge)
  • Anschlussleistungen wie prothetische Rekonstruktionen, Aufbauten oder Schienentherapien – oft sehr lukrativ

CMD als Marketinginstrument – aber nicht immer mit Kompetenz

Doch nicht alles, was nach CMD aussieht, ist auch fundierte Funktionsdiagnostik.
Immer häufiger zeigen sich folgende kritische Entwicklungen:

🔴 CMD als “Mitnahmeleistung” – Schnellschiene ohne umfassende Diagnostik
🔴 Verzicht auf manuelle oder instrumentelle Funktionsanalyse
🔴 Fehlendes Wissen zur Kieferrelation, Okklusion, muskulärer Balance
🔴 Behandlung ohne interdisziplinäres Netzwerk (z. B. Physiotherapie, Osteopathie, HNO)

Für den Patienten bedeutet das:

  • Fehlbehandlung oder Verschlechterung der Beschwerden
  • Unnötige Kosten
  • Späterer Korrekturbedarf durch echte Spezialisten

CMD richtig behandeln – braucht fundierte Ausbildung

Die funktionelle CMD-Diagnostik ist anspruchsvoll. Sie erfordert:

✔ Kenntnisse in Anatomie, Neurologie, Statik und Okklusion
✔ Erfahrung mit zentrischer Bisslage, Myozentrik, Kiefervermessung
✔ Fähigkeit zur individuellen Schienengestaltung (nicht “one-size-fits-all”)
✔ Verständnis für psychische und systemische Zusammenhänge
✔ Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachrichtungen

Kurz gesagt: CMD ist kein Zusatzangebot, das man „mitlaufen lässt“ – es ist ein Spezialgebiet.


CMD als Einstieg in die komplexe Rekonstruktion – wirtschaftlich attraktiv, aber verantwortungsvoll

Nicht zu leugnen ist: CMD-Behandlungen bieten wirtschaftliches Potenzial.
Vor allem, wenn eine langfristige Stabilisierung durch prothetische Aufbauten nötig wird:

💰 Vollkeramik-Versorgungen, Bisserhöhungen, komplexe Rekonstruktionen
💰 Langzeit-Schienenkonzepte
💰 Regelmäßige Kontroll- und Nachsorgetermine

Doch gerade diese lukrativen Folgebehandlungen setzen eine korrekte Diagnostik und präzise Therapie im Vorfeld voraus. Wer ohne stabile Kieferposition oder harmonisierte Kaumuskulatur rekonstruiert, riskiert Spätfolgen – und Patientenzufriedenheit sinkt.


Fazit: CMD ist ein anspruchsvolles Fachgebiet – keine Marketing-Schlagzeile

CMD-Behandlung ist mehr als nur eine Schiene oder ein neuer Trend. Sie erfordert fachliche Tiefe, ganzheitliches Denken und interdisziplinäres Arbeiten. Patienten sollten sich gezielt informieren, ob ihr Zahnarzt fundierte CMD-Kompetenz besitzt – oder nur dem Trend folgt.


Tipp für Patienten:
Stellen Sie Fragen:

  • Wird eine Funktionsanalyse durchgeführt?
  • Gibt es Kooperation mit Physiotherapeuten oder Osteopathen?
  • Wird die Schiene individuell angepasst und nachkontrolliert?
  • Gibt es in der Praxis kieferorthopädische Kompetenz?

Denn: CMD richtig zu behandeln – schützt nicht nur Ihren Kiefer, sondern den ganzen Körper.

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