von Dr. Stefanie Morlok, München, Utting am Ammersee und St. Gallen

Kiefer- und Kiefergelenksverletzungen durch Sportunfälle – erfolgreiche Behandlung mit Schienentherapie

Sportunfälle gehören zu den häufigsten Ursachen für Verletzungen im Kopf- und Gesichtsbereich – und dabei sind Kiefergelenk und Kiefermuskulatur besonders gefährdet. Besonders in kontaktintensiven Sportarten wie Basketball, Handball, Fußball, Kampfsport oder Eishockey kommt es häufig zu Stürzen, Ellbogenstößen oder ungewollten Kollisionen, bei denen das Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis) oder die Kaumuskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden können.

Typische Symptome nach einem Kiefertrauma

Kiefergelenksverletzungen nach einem Sportunfall äußern sich oft nicht sofort, sondern entwickeln sich schleichend. Typische Beschwerden sind:

  • Schmerzen im Kiefergelenk, oft einseitig oder beim Kauen

  • Einschränkung der Mundöffnung (man spricht dann von einer Hypomobilität)

  • Gelenkgeräusche wie Knacken oder Reiben

  • Verspannungen und Schmerzen in der Kaumuskulatur

  • Ausstrahlende Schmerzen bis in Nacken, Kopf oder Ohr

  • Kieferfehlstellung oder das Gefühl eines “verrutschten Bisses”

Diese Symptome weisen auf eine Funktionsstörung im Kiefergelenk hin – im Fachbegriff CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) –, die unbehandelt chronisch werden kann.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Schienentherapie

Bereits 2004 veröffentlichte eine Forschergruppe der Universität Ankara eine vielbeachtete Studie zur Wirksamkeit der Schienentherapie bei sportbedingten Kiefergelenksverletzungen. Untersucht wurden 18 männliche Basketballspieler, die nach wiederholten Sportunfällen unter klassischen CMD-Symptomen litten: Schmerzen, Einschränkungen der Mundöffnung, Gelenkgeräusche und Kaubeschwerden.

Die Behandlung bestand in der Anpassung individuell gefertigter Aufbissschienen, die nachts oder auch tagsüber getragen wurden. Das Ergebnis war beeindruckend: Bei 17 der 18 Sportler konnten die Beschwerden vollständig beseitigt werden. Damit zeigte sich klar, dass eine gezielte Schienentherapie auch bei akuten, sportbedingten Kiefertraumen hochwirksam sein kann – und das ohne operative Eingriffe.

Wie funktioniert eine Schienentherapie?

Eine Aufbissschiene ist eine transparente Kunststoffschiene, die individuell an die Zahnreihen angepasst wird. Sie dient dazu, den Biss zu entlasten, Fehlkontakte zu vermeiden und dem Kiefergelenk die Möglichkeit zu geben, sich neu zu justieren und zu regenerieren. Gleichzeitig reduziert sie die Spannung in der Kaumuskulatur und schützt die Zähne vor weiterem Abrieb oder Fehlbelastung.

Je nach Befund kann die Schiene:

  • Nur nachts getragen werden (z. B. bei Bruxismus oder leichteren Beschwerden)

  • Auch tagsüber erforderlich sein (bei akuten oder schwereren Fällen)

  • Als Teil eines interdisziplinären Therapieplans dienen (z. B. in Kombination mit Physiotherapie oder osteopathischer Behandlung)

Prävention und langfristige Betreuung

Sportler, insbesondere im Leistungsbereich, sollten auf Warnzeichen wie Kieferknacken, Spannungsschmerzen im Gesicht oder eine eingeschränkte Mundöffnung achten und diese ernst nehmen. Eine frühzeitige Abklärung durch eine spezialisierte Zahnärztin oder Kieferorthopädin kann helfen, langfristige Schäden zu vermeiden. Auch präventive Schienentherapie – ähnlich wie bei Zahnschutz im Boxsport – kann sinnvoll sein, um das Kiefergelenk vor Überlastung zu schützen.

Fazit

Kiefer- und Kiefergelenksverletzungen sind eine ernstzunehmende Folge von Sportunfällen, die oft unterschätzt werden. Die gute Nachricht: Mit einer individuell angepassten Schienentherapie lassen sich Schmerzen und Funktionseinschränkungen in vielen Fällen erfolgreich und nachhaltig behandeln – ganz ohne Operation. Die Studie aus Ankara liefert dabei einen klaren wissenschaftlichen Beleg für den hohen therapeutischen Nutzen. Besonders bei aktiven Menschen und Sportlern lohnt sich eine frühzeitige Diagnostik und funktionelle Betreuung durch CMD-erfahrene Zahnmediziner.

Dr. med. dent. Stefanie Morlok, Zahnärztin und MSc der Kieferorthopädie, Schwerpunkt zahnärztliche Funktionstherapie, Gnathologie, Behandlung von CMD (craniomandibulären Dysfunktionen), www.drmorlok.de, München und Utting am Ammersee. www.cmd-kompetenz.ch, St. Gallen

 

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